Was versteht man unter Schilddrüsendiagnostik?

In der Praxis eines niedergelassenen Allgemeinmediziners sind im Rahmen der Untersuchungen bei Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung folgende Untersuchungsgänge üblich:

 

• Befragung zur Krankengeschichte

• Körperliche Untersuchung

• Laboruntersuchungen

• Bildgebende Verfahren (Sonographie)

 

Krankengeschichte:

 

In einer der gezielten Befragung werden typische Beschwerden erfasst, sowie im Zusammenhang mit der Schilddrüse stehende Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahmen abgefragt. Häufig berichten Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen über

 

• Druckgefühl im Halsbereich,

• Kloß- und Fremdkörpergefühl (Globussyndrom),

• Schluckstörungen,

• Abneigung gegen engen Kragen,

• Luftnot.

 

Typisch für eine Überfunktion sind:

 

• Nervosität,

• Herzrasen,

• ungewollte Gewichtsabnahme,

• Wärmeintoleranz (angemessene Wärme wird unangenehm empfunden)

• vermehrtes Schwitzen

• Durchfälle.

 

Typisch für eine Unterfunktion sind:

 

• trockene Haut,

• Müdigkeit,

• verminderte Leistungsfähigkeit,

• Kälteintoleranz (angemessene Kühle wird unangenehm empfunden)

• ungewollte Gewichtszunahme,

• Verstopfung,

• eine raue und heisere Stimme,

• Depressionen.

 

Typisch für Patienten mit Morbus Basedow sind:

 

• Überfunktionssymptome und zusätzlich z.B.:

• Hervorquellen eines oder beider Augen

• Druckgefühl hinter den Augen

• Kopfschmerzen,

• Lichtempfindlichkeit,

• Fremdkörpergefühl,

• Tränen der Augen,

• Doppelbilder,

• neu aufgetretenes Schielen.

 

Schmerzen in der Schilddrüse treten meist nur bei Entzündungen wie z.B. bei der subakuten Thyreoiditis de Quervain auf.

Neu und plötzlich aufgetretene Knoten finden sich bei Zysten oder bei Schilddrüsenkrebs.

 

Wichtig ist weiterhin, ob Zustände, Erkrankungen oder eine Medikation bestehen, die Einfluss auf den Schilddrüsenbedarf oder die Jodaufnahme haben wie z.B.:

 

• „Pille“ (Östrogene)

• Schwangerschaft

• Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

• Zustand nach Darmoperationen

• Chronische Gastritis

• Helicobacter pylori Infektion

• Phenytoin

• Carbamazepin

• Rifampicin

• Dexamethason

• Propanolol

• Amiodaron

• Omeprazol und Pantoprazol

• Magaldrat und andere Antazida

• Cholestyramin

• Eisensulfat

 

Körperliche Untersuchung:

 

In der körperlichen Untersuchung wird der Hals angeschaut und abgetastet. Es sollen aber auch allgemeine körperliche Zeichen von Schilddrüsenerkrankungen erkannt werden. Hierzu schaut der Arzt auf sichtbare Veränderungen der Augen und beurteilt die Hauttemperatur, ein Zittern der Hände, die Herzfrequenz, den Ernährungszustand, Wassereinlagerungen in den Beinen, charakteristische Gesichtszüge und vieles mehr.

 

Laboruntersuchungen:

 

Bei Blutuntersuchungen untersuchen wir in unserer Praxis routinemäßig das TSH. Sollte sich hier ein Hinweis auf Über- oder Unterfunktion ergeben, lassen wir die freien Schilddrüsenhormone fT3 und fT4 nachbestimmen. Zur Diagnostik von Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse werden antimitochondriale Antikörper (TPO AK) und TSH Rezeptor Antikörper (TRAK) untersucht, um Erkrankungen wie den Morbus Hashimoto oder den Morbus Basedow aufzudecken.

 

Sonographie (Ultraschalluntersuchung):

 

Wichtigstes und in aller Regel erstes bildgebendes Verfahren ist die Sonografie der Schilddrüse. Mit ihr können viele strukturelle Veränderungen des Organs erfasst werden. Hierzu halte ich in meiner Praxis einen speziell für die Schilddrüsenuntersuchung konzipierten Schallkopf bereit. Mit der Sonografie kann ich die Ausdehnung der Schilddrüse messen und daraus die Größe bzw. das Volumen in Millimeter berechnen. Die Schilddrüse hat

 

• bei der Frau ein normales Volumen von etwa 6 bis 18 ml,

• beim Mann ein normales Volumen von etwa 9 bis 25 ml.

 

Einschränkt muss angemerkt werden, das die Messabweichung des Schilddrüsenvolumens zwischen 10 und 30 % liegt. Je größer die Schilddrüse ist, desto weniger genau lässt sich das Messergebnis reproduzieren.

 

Aber nicht nur die Größe wird beurteilt, sondern auch das sogenannte Binnenreflexmuster des Organs, das Hinweise auf die Gewebestruktur zulässt. Abweichungen finden sich zum Beispiel bei den Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse. Herdbefunde (Knoten, Zysten) werden in ihrer Größe, Lage und Art der Randbegrenzung beschrieben. Eine Unterscheidung zwischen gutartigen und bösartigen Knoten gelingt mit dieser Methode nicht.

 

Deshalb wird, falls ein Knoten festgestellt wurde, zur weiteren Differenzierung häufig ein Schilddrüsen-Szintigramm veranlasst. Dies wird in speziellen nuklearmedizinischen Praxen durchgeführt und erlaubt die Beurteilung der regionalen und globalen Funktion der Schilddrüse. Wissenschaftlich nicht korrekt, aber dem Laien verständlich ist der Vergleich mit einer Wärmebildkamera. Überfunktionsareale werden als heiße Knoten und unter Unterfunktionsareale als kalte Knoten beschrieben. Das heißt, die zuvor in der Sonographie beschriebenen und bekannten Knoten werden jetzt daraufhin beurteilt, ob lokal im Knotenbereich Schilddrüsengewebe vorliegt mit Zeichen einer

• Normalfunktion: warmer Knoten

• Überfunktion: heißer Knoten

• Unterfunktion: kalter Knoten

 

Im Falle eines kalten Knotens kann es sich um einen bösartigen Knoten handeln. Heiße Knoten dahingegen sind „gutartig“, aber nicht harmlos, da sie lebensgefährliche Überfunktions-Krisen auslösen können.

Im Szintigramm finden sich aber auch bei verschiedenen Erkrankungen diffuse, globale, nicht herdbezogene Veränderungen. Eine global erhöhte Aufnahme des nuklearmedizinischen Untersuchungsmittels in der Schilddrüse sieht man bei Jodmangel, unter Therapie mit Thyreostatika (blockieren die Schilddrüsenfunktion) sowie beim Morbus Basedow. Eine global verminderte Aufnahme lässt sich nach Jodexposition finden. Zum Beispiel kämen hier eine Röntgen – Kontrastmittel – Untersuchung oder die Behandlung mit dem Herzmedikament Amiodaron in Betracht. Weitere Ursachen können die Einnahme von Schilddrüsenhormonen, eine Autoimmunthyreoiditis, Thyreoiditis de Quervain und Unterfunktionen der Schilddrüse sein.

 

Haben Sie noch Fragen? Dann sprechen Sie mich an

 

Ihr Dr. med. Michael Fritz

 

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