Was bringt Sport bei Diabetes mellitus?

 

Sind denn eine Diät und Tabletten oder Insulin nicht ausreichend?

 

Die Antwort heißt eindeutig „nein“, denn die Haupttodesursachen bei Diabetes mellitus sind nicht etwa Stoffwechselentgleisungen, sondern  Herzinfarkt und Schlaganfall. Diabetiker entwickeln sehr früh eine Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) durch eine häufige Kombination aus:

  • Hohen Blutfettwerten
  • Hohen Blutzuckerwerten
  • Fehlfunktion der Blutgefäße (endotheliale Dysfunktion)
  • Gesteigerte Blutgerinnung
  • Hohen Blutdruck
  • Übergewicht

 

Bekanntermaßen können Ausdauersportarten ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall senken und genau hier muss bei Diabetikern sporttherapeutisch angesetzt werden, denn die Arteriosklerose entsteht bei Diabetikern im Vergleich zur Normalbevölkerung

  • öfter
  • früher und
  • verläuft komplikationsreicher.

 

Die Ursachen der Arteriosklerose liegen in einer Entzündung der Gefäßwand. Ihr pathologischer Kernprozess ist die sogenannte endotheliale Dysfunktion. Sie ist Folge von hohen Blutzuckerwerten, welche zu einer verzögerten regelmäßigen Erneuerung der Gefäßinnenwand und zu einem Verlust der Eigenschaften der Gefäßinnenwand führen, die Thormobsen und Embolien verhindern. Die Gefäßinnenwand ist nicht nur eine auskleidende einlagige Zellschicht, sondern sie steuert auch die Spannung und den Querschnitt des Blutgefäßes. Bei Sauerstoffmangelmangel (z.B. durch Sport), stimulieren Stresshormone die Gefäßwand zur Stickstoffmonoxidbildung (Nitro Bildung) und damit zur Gefäßerweiterung. Mechanische Stimulation in Form von Scherkräften des beschleunigten Blutflusses tragen ebenfalls zur Nitro Bildung bei.

 

Eine Fehlfunktion der Gefäßwand beginnt nicht erst bei der Diagnose eines Diabetes mellitus, sondern auch schon im Vorstadium der Blutzuckerkrankheit. Der Grund für die Fehlfunktion der Gefäßwand liegt in einer Minderfunktion eines Stoffes, der in der Gefäßwand gebildetet wird. Wir nennen den Stoff ENOS (Endotheliale NO Synthase ), dessen Wirkung nicht nur in der Bildung von Stickstoffmonoxid (Nitro) und somit in der Gefäßerweitrung liegt. Sie senkt auch die Klebrigkeit und Verklumpungsneigung der Blutplättchen (Thrombozyten). Außerdem fängt ENOS giftige Substanzen im Blut ab (Radikalfänger) und schützt so die Gefäße.

 

Ausdauersport und dessen Wirkung auf das Herz können diesem krankhaften Vorgang entgegen wirken, da Ausdauersport

  • zu einer Erweiterung der Herzkranzgefäße,
  • zu einer vermehrten Bildung von neuen Blutgefäßen und
  • günstigen Beeinflussungen der Fließeigenschaften des Blutes führt.

 

Im Tierversuch führt körperliches Training schon nach wenigen Tagen zu einer Verbesserungen der Herzdurchlutung.

 

Weiterhin verschlimmert wird die Situation bei Diabetikern noch durch eine vermehrte Stimulation der Blutgerinnungsfaktoren (Thromboxan A2, Prostaglandine). Hinzu kommt, dass bei Diabetikern die Blutplättchen schneller verklumpen und die Blutplättchen eine um 50% verkürzte Lebenszeit aufweisen. Das begründet die schlechtere ASS Wirkung bei Blutzuckerkranken.

 

Sport und Bewegungstherapie verbessern die Blutgerinnung durch die vermehrte Bildung des Flüßigkeitsanteils (Plasma). Zusätzlich wird die Gerinnung wird durch eine verbesserte Funktion der Blutplättchen gehemmt. Weiterhin senkt ein beschleunigter Blutfluss die Viskositätt des Blutes. Das Blut wird also dünnflüssiger. 

 

Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass gesunde Menschen mit erhöhten Entzündungswerten (CRP-Wert) ein deutlich erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt und für einen Herz-Kreislauf-Tod haben als gesunde Menschen mit niedrigem CRP.

 

Sport senkt den CRP Wert bei Diabetes. Eine Studie von Edel et al. konnte zeigen, dass nach 4 Stunden Training pro Woche über 14 Tage bei cholesterinarmer Kost ein erhöhter CRP Spiegel gesenkt werden konnte.

 

 

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass also gerade Diabetiker Sport betreiben sollten, weil regelmäßiger Ausdauersport das Risiko für Herz- Kreislauferkrankungen wie oben dargestellt senkt. Außerdem kann durch Sport der  Langzeitzuckerwert (HBA1 Wert) und das Körpergewicht gesenkt und die Wirksamkeit von Insulin gesteigert werden. Ein weiterer Effekt Sport ist die gebesserte soziale Vernetzung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Denn im Sport trifft man sich, redet miteinander, verabredet sich zum Training und freundet sich rasch an.