Pharmareferenten-Information - Offener Brief

Sehr geehrte Pharmareferentin,

Sehr geehrter Pharmareferent!

 

Ich stehe unter einer hohen Arbeitsbelastung und einem hohen Kostendruck. Unabhängige Informationen zu den Fragen der Arzneimitteltherapie sind rar geworden, aber unerwünscht aufgedrängte Arzneimittelmuster blockieren meine Schränke.

 

Deshalb freue ich mich nicht über Ihren Besuch. Aufgrund der Zielsetzung Ihres Berufsstandes und der Abhängigkeit Ihres Gehaltes von ärztlichen Verordnungsmengen, unterstelle ich Ihnen eine fachlich und inhaltlich fragwürdige Produktpromotion. Meist sind Ihre Informationen produktbezogen positiv gefärbt. Die Angaben weichen häufig sogar von denen des Beipackzettels, der Fachinformation und der Fachliteratur ab. Ihre Angaben lassen sich für mich während Ihres Besuches nicht prüfen.

 

Zum Zeitpunkt der Neueinführung von Arzneimitteln gibt es oft keine Vergleichsuntersuchungen mit Standardtherapien. Je mehr ich mich auf Ihre Information verlasse, desto häufiger behandele ich zu teuer und entgegen den Qualitätsstandards der Therapie, und umso häufiger behandele ich mit neuen Arzneimitteln und umso weniger mit Generika.

 

Fehlt mir die Möglichkeit, mich durch nachvollziehbare Veröffentlichungen zu informieren, erachte ich es für verantwortungslos, ein Arzneimittel auf der Basis mündlicher Informationen von Pharmareferenten bzw. von Werbung zu verordnen. Ich möchte Sie daher dringend bitten, Ihre Besuche drastisch einzuschränken und vom Versuch einer interessengesteuerten Beeinflussung sowie gezielter Desinformation abzusehen.

 

Kann ich Sie trotzdem nicht von einem Besuch abhalten, beachten Sie bitte folgende Spielregeln:

  1. Patient und Praxisablauf gehen vor! Ich kann Ihnen trotz Terminvergabe keine Wartezeit ersparen.

  2. Beschränken Sie Ihre Besuchszeit auf 5 Minuten.

  3. Bemusterung ist grundsätzlich nur mit Arzneien erwünscht, die sich zur Akuttherapie interkurrenter Erkrankungen eignet (z.B. Analgetika, Antibiotika, Steroide, Sedativa, Salbe, etc...).

  4. Bitte verschonen Sie mich mit Antihypertonika-Mustern!

  5. Bieten Sie mir grundsätzlich keine Vergünstigungen oder Vorteile an, die der Wahrung meiner Unabhängigkeit entsprechend §§ 32-34 der Berufsordnung der Ärztekammer Nordrhein entgegenstehen.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Dr. med. Michael Fritz

 

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